Durschnitt ist zu wenig

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Dienstag Abend, Flutlicht und ein sehr hoher Grenzzaun.

So kann man das Achtelfinal-Hinspiel zwischen der Eintracht und dem SSC Neapel  bezeichnen.

Die Süditaliener, souveräner Tabellenführer der Serie A hatten die ersten 15 Minuten Probleme ins Spiel zu kommen.

Vercoacht?

Die SGE stand anfangs hoch, war schnell am Mann und hatte erste Halbchancen.

Allerdings sah es dann so aus, als wenn man auf Seiten der Adlerträger die Kraft etwas dosieren wollte.

Das Pressing startet man ganz plötzlich nur noch ab der Mittellinie und gab den „Gli Azzuri“ Raum sich zu entfalten. Durch Tempo und Physis schlichen sich die ersten Fehler ein und vor allem die Defensive wirkte teilweise lethargisch, wie as dann in einem (von Trapp gehaltenem) Elfer und letztendlich einem 0:1 zur Halbzeit endete.

N‘Dicka war erneut oft nicht am Punkt, Buta wirkte nach dem plumpen 11er-Foul verunsichert, Tuta und Jakic waren eher mit der Organisation, als mit dem Kicken eingedeckt und Neuzugang Philipp Max war dann wohl doch etwas aufgeregter als gedacht. Selbst an Mario Götze ging das Stressen der Neapolitaner nicht spurlos vorbei. Hat Glasner vielleicht bedenken gehabt, dass der physisch starke Pressing- und Konter-Fußball nicht über das ganze Spiel funktionieren kann?

Jetzt seh ich Rot!

Zweikampf. Kolo Muani versicht sich durch zu dribbeln. Der Ball verspringt etwas und der Stürmer rappelt mit zusammen. Besser gesagt, er steigt ihm auf den Knöchel. Keine 2 Sekunden später: Glatt Rot!

Gelb ja, Rot vielleicht, aber wenn man sich die Linie von Schiedsrichter Artur Soares Diaz aus Portugal ansieht, komplett unverständlich. Somit waren die Frankfurter ab der 58. Minute nur noch zu Zehnt. Was die Souveränität der Italiener noch mehr hervorhob. In der 65. Minute dann das überfällige 0:2 und wenn man ehrlich ist: Ohne Kevin Trapps Leistung hätte man schon 0:4 hinten liegen können.

Das Konzept von Glasner war allerdings klar: nicht höher verlieren, damit es noch eine Chance gibt, dass Teil am 15.03. umzudrehen.

Woran liegt‘s?

In der ersten DFB-Pokalrunde sah man es schon: Die Abwehr ist nicht stabil und es gibt auch zu wenig Spieler, die in Training Druck aufbauen können. Und das rächt sich nach dem Neustart immer mehr. Evan N‘Dicka hat gefühlt eine Stammplatz-Garantie, obwohl der Trend ganz klar nach unten zeigt.

Kristian Jakic ist eigentlich gelernter 6er, muss aber permanent Rechts oder in der Mitte der Verteidigung spielen. Macht er für diesen Umstand zwar hervorragend, aber ea ist nicht sein erlerntes Handwerk. Kollege Tuta ist auf Rechts stärker als in der Mitte, aber Abraham‘s Nachfolger hat noch zu wenig Konstanz. Almamy Toure und Timmy Chandler sind wohl meilenweit Weg und Methusalem Hasebe kann halt nicht mehr permanent zocken.

Vorne schaut’s auch nicht so toll aus. Man hat einen über alles stehenden Kolo Muani, der allerdings noch viel lernen muss und dem man die Bürde des alleinigen Superknipsers in der ersten Saison auch noch nicht umhängen sollte. „Jobbe“ Lindstrøm ist zwar schnell und hat sich entwickelt, ist aber auch noch nicht soweit, jedem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Vielleicht sollte Borré mal von Anfang an ran. Auch keiner Superknipser, aber mit einem Götze könnte das gut klappen. Aber dazu müsste man auch öfter mal auf das Tor schießen. Den Ball ins Tor tragen schaut zwar schön aus, bringt aber nicht, wenn man zu inkonsequent vor der Rechteck mit Bespannung den Ball nicht rein bekommt. Zu wenige Abschlüsse ind wenn man diese dann nicht mal mehr alle nutzt, dann ist es ganz einfach zu wenig.

Sow nicht

Apropos Kreativität. Man merkt sofort einen Leistungsabfall im Team, wenn Mario Götze, Djibril Sow oder Daichi Kamada nicht ganz funktionieren. Sobald im Motor die Kolben nicht fein geölt durchlaufen, hackt es vorne und ea gibt keinen, der wirklich Lösungen findet. Wo ist das alles in der Winterpause hin?

Genau hier ist der Unterschied zur internationalen Klasse, wie sie von Neapel nahezu zelebriert wurde. In der Champions League entscheiden Kleinigkeiten über Millionen bekommen oder eben nicht. Und nach diesem Auftritt muss man ehrlich sagen: Im Rückspiel nochmal alles raushauen, Sinne schärfen und den Abend einfach genießen. Ohne Druck, weil zu verlieren gibt es eigentlich eh nicht viel.

In diesem Sinne: Forza SGE

 

Bild: Getty Images
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Jörg Mülling
Jörg Mülling

Podcaster. Blogger. Nerd. Seit 2021 Freier Journalist.

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